Das Sandsteinkreuz bei der kleinen Friedhofskapelle
Das Sandsteinkreuz bei der kleinen Friedhofskapelle
Dieses Steinkreuz, auch als Nischenkreuz bezeichnet, gehört zu den ältesten Kleindenkmälern in unserer Gemeinde. Die Inschrift "Hans Heck Bietingen" gibt darüber Auskunft, wie vor rund 310 Jahren unser Ort hieß. Über den ebenfalls genannten Stifter wissen wir heute nichts mehr. Geschlagen wurde es aus rotem Sandstein. Der Längsbalken ist 246 cm hoch und der Querbalken 116 cm breit. Auch über seine genaue Herkunft, den ursprünglichen Standort sowie den Grund seiner Entstehung hat die Geschichte ihren Schatten gelegt. Möglicherweise stand es ursprünglich nicht in unserem Ort. Warum sonst hätte man zum Namen des Stifters auf dem Kreuz auch noch den Zusatz "Bietingen" geschrieben? Die Jahreszahl 1712 lässt den Rückschluss auf das Jahr seiner Entstehung zu, also in einer Zeit, in der die Stadt Karlsruhe noch nicht einmal gegründet (1715) und die Dampfmaschine noch nicht erfunden war. Heute hat das bescheiden wirkende Kreuz, an dem früher einmal ein Christus-Corpus befestigt und in einer kleinen Nische eine Figur eingelassen war, seinen Platz direkt neben dem Eingang zur Friedhofskapelle (erbaut 1753) gefunden. Der fehlende Christuskörper befindet sich im Archiv der Gemeinde Bietigheim. Er wurde abgenommen, da seitens des Landesdenkmalamtes festgestellt worden war, dass ursprünglich wohl kein Corpus an dem Kreuz befestigt war. Über den Verbleib der Nischenfigur ist nichts bekannt. 1984 wurde es restauriert. Zuvor war es vollständig mit weißer Ölfarbe überzogen, ebenso wie der damals noch daran befestigte Heiland teilweise. In der Kreuzbalkenmitte findet sich die ebenfalls in den Stein gehauene Inschrift "IHS", was so viel heißt wie: "Dieser, der da hängt, ist der Sohn Gottes, der Retter" oder auch: "Jesus, Heiland, Seligmacher". Auch die Deutung im Sinne von: "Wir haben Jesus als Gefährten" wird überliefert. Das allgemein bekannte "INRI" mit der Bedeutung von: Dieser, der da hängt, ist Jesus von Nazareth, der hat gesagt, er sei der König der Juden" findet sich ebenfalls ganz oben auf dem senkrechten Kreuzbalken, ist jedoch aufgrund starker Verwitterungsspuren nur noch schwach erkennbar. Ursprünglich stand es vielleicht mitsamt der kleinen Kapelle, die 1864 neu errichtet wurde, "viele hundert Schritte weit weg vom Dorf", wie eine Chronik berichtet. Dieser Bereich wurde damals als "Herrgottswiese" bezeichnet. Der Friedhof befand sich in jener Zeit noch unmittelbar hinter der alten Kirche (heute "Kapelle" genannt). Erst im Jahre 1845 wurde der einst direkt bei der Kapelle gelegene "Kirchhof" aufgegeben und etwa 300 Meter in Richtung Durmersheim verlegt. Im Jahre 1874 wurde er weiter in Richtung Norden bis zur Friedhofskapelle erweitert. Das Kreuz gehört heute der Gemeinde Bietigheim.
Text u. Bild: Hermann Schmitt, div. Quellen