Nur selten gibt es noch ein Bild eines Kreuzstifters
Das Hochkreuz im Vorgarten der Wilhelmstraße 27
„O Maria hilf! Was soll das Kreuz das da am Wege steht? Es soll dem Wanderer der vorbeigeht das große Wort der Wahrheit sagen. Für Dich hat Gott die Schuld getragen. 1889 Gestiftet Nikolaus Trapp und dessen Ehefrau Wilhelmine geborene Stemmle.“ Mit dieser Inschrift wird der Vorbeigehende geradezu offensiv dazu aufgefordert, sich darüber klar zu werden, dass der hier dargestellte Kreuzigungstod Jesu auch für ihn von Bedeutung ist. Denn auch seine ganz persönliche Schuld wurde durch dieses Opfer aufgehoben und findet ihr Verzeihen in der göttlichen Gnade. Weshalb man diesen „Merk-Satz“ so direkt und auffordernd formulierte, weiß heute niemand mehr. Von dem Stifterehepaar ist dazu nämlich nichts überliefert. Das Kreuz steht noch immer an seiner ursprünglichen Stelle auf dem Privatgrundstück der Stifter bzw. deren Nachfahren in der Wilhelmstraße 27. In jener Zeit, in der es aufgestellt wurde, lag die Wilhelmstraße am Rande des Dorfes unweit der Felder. Insofern wurde es seiner Aufgabe als Wegkreuz vollauf gerecht und hat mit diesem Text sicherlich unzählige Menschen angesprochen und zum Nachdenken gebracht, die hier vorbeigingen um vielleicht ihre Arbeit auf dem Feld zu verrichten. Der Text wirkt zunächst hart, sehr direkt und belehrend. Doch die darüber befindliche Statue der betenden Gottesmutter und der auf dem schmalen Sockel eingemeißelte Satz weisen darauf hin, dass auch Nikolaus und Wilhelmine Trapp sich durchaus ihrer eigenen Situation bewusst waren. Mit der Bitte: „O Maria hilf!“ wird deutlich, dass auch sie sich als bittende Pilger auf diesem irdischen Lebensweg gesehen haben. Das Bittgebet, ausgedrückt in vermutlich großer Sorge oder Not, hatte sicherlich seinen Grund in einer besonderen Lebenssituation. War man selbst schuldig geworden, bat Gott um Verzeihung und Nachlass dieser Sünde? Gab es in der Familie einen Krankheits- oder gar Todesfall, einen besonders schmerzlichen Verlust, um dessen Bewältigung man die Hilfe Marias erbat? Möglicherweise war es aber auch der Kinderwunsch, insbesondere der Wunsch nach einem männlichen Nachkommen. Er wurde dem Stifterehepaar erst mit der Geburt des Sohnes Leo am 1. März 1889 erfüllt. Damals war Wilhelmine bereits 42 Jahre alt. Ob dies der Stiftungsgrund war? Die Kenntnis darum ist aus dem Gedächtnis der Geschichte herausgefallen. Bekannt ist hingegen, dass das Kreuz-Ensemble in der Erbfolge heute den Geschwistern Irmgard Pfeiffer und Helga Kleih, geborene Volz gehört und von ihnen auch gepflegt wird. Der Stifter Nikolaus Trapp, ein Bietigheimer, war Zimmermann und Brunnenbauer von Beruf. Vermutlich hat er im Taglohn Steine für den Kirchenbau (1863) transportiert, berichtet eine Nachfahrin. Er wurde am 10. August 1845 geboren. Seine Ehefrau Wilhelmine hat am 19. Dezember 1847 in Mahlberg/Ettenheim das Licht der Welt erblickt. Ihr Vater war der Schlossermeister Wilhelm Stemmle (1823 – 1894). Die Mutter hieß Therese Werner (1826-1875) und stammte aus Mahlberg bei Lahr. Sie heirateten aus unerfindlichen Gründen erst am 28. Februar 1850 in Mahlberg/Ettenheim. Da war die spätere Stifterin des Kreuzes, Wilhelmine, schon fast drei Jahre alt. Im Ort wurde sie die „Schlossermine“ genannt. Das Stifterpaar Trapp heiratete am 17. April 1871. Die erste Tochter, Theresia, die spätere Oma der heutigen Besitzerinnen des Kreuzes, wurde am 11. März 1885 geboren. Da war ihre Mutter Wilhelmine bereits fast 38 Jahre alt. Es ist belegt, dass Nikolaus Trapp am 2. Februar 1891 im Gasthaus „Ochsen“ einer der Mitbegründer des örtlichen Männergesangvereins Badenia gewesen ist und den Posten des 2. Vorsitzenden übernommen hat. Der erste Vorstand damals hieß Albert Mockert. Außerdem nahm er am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 als Soldat teil.