Chronik der Gemeinde Bietigheim von Hermann Hettel
Schon in frühgeschichtlicher Zeit haben vermutlich zwei Längsstraßen bzw. Wege das Rheintal durchzogen; die eine längs des Hochufers, die andere am Fuß der Vorberge. Sie wurden auch von den Römern benutzt und zu festen Straßen ausgebaut. Erst in der römischen Besatzungszeit ist unser Gebiet dichter besiedelt worden. Aus jener Zeit stammen die schon früher beim Anlegen des neuen Friedhofs festgestellten Fundamentreste und Münzen. Erinnerungen an römische Siedler sind auch ein zierliches Krügchen mit aufgebrannter Eidechse sowie zwei römische Amphoren, die wahrscheinlich aus einer Grabbeigabe stammen und im Heimatmuseum Rastatt ausgestellt sind. Doch ist von der 200-jährigen Besetzung durch die Römer nach dem Alemannensturm wenig übriggeblieben. Die Alemannen verloren in der Entscheidungsschlacht des Jahres 496 das nördliche Baden an die Franken. Eine erneute Besiedlung unseres Ortes erfolgte zwischen den Jahren 650 und 750. Darauf deuten sowohl Ortsname als auch Ortsanlage hin. Zuweilen wechselte die fränkische Ortsnamensendung 'heim' auf die im Alemannischen üblichen Endung '-ingen'. Letztere ist in der mundartlichen Sprechweise auch heute noch gebräuchlich.
Die älteste Bietigheim betreffende Urkunde ist im Güterverzeichnis des Abtes Edelin vom Kloster Weißenburg (um 1280 - 84) enthalten. Darin wird 991 im Namen des verstorbenen Kaisers Otto II. verfügt, daß Graf Otto, früher Herzog von Kärnten, an das Kloster Weißenburg u. a. Güter in Bietigheim zurückgeben muß. Dieser aufständische Sohn des Herzogs Konrad von Kärnten hatte das Dorf mit vielen anderen dem Kloster entrissen und seinen Rittern als Lehen eingeräumt. Vom 11. Jahrhundert an rivalisierten die weltlichen Herrschaften, die allmählich die Stelle des Amtsadels der Gaugrafen einnahmen, mit den geistlichen Grundherren.
Für das 13. Jahrhundert ist in Bietigheim ein Ortsadel verbürgt. Die Herren von Bietigheim waren Lehensleute der Grafen von Eberstein. Zwischen 1217 und 1231 wird urkundlich Sigfridus von Bietigheim und 1295 Heinrich von Bietigheim erwähnt. 1291 übernahm Markgraf Hermann von Baden den Besitz des Klosters Weißenburg und trat die Nachfolge des Grafen von Eberstein an. Das Kloster Lorsch, die reiche Reichsabtei an der hessischen Bergstraße, schloß 1295 einen Vergleich mit Heinrich von Bietigheim über Güter und Gülten.
Der Sandrücken der Hardt war bis weit ins Mittelalter hinein fast ganz mit Laubwald bedeckt. Nur längs des Hochufers gab es waldlose Steppenbezirke, auf welchen die frühen Siedler ihr Getreide anbauten. Die Hauptquelle des Lebensunterhalts unserer Vorfahren war nicht der Ackerbau, sondern die Viehwirtschaft. Deshalb errichteten die Mönche der 1149 gegründeten Zisterzienserabtei Herrenalb ihre großen Wirtschaftshöfe im Wald oder am Rande des Hardtwaldes. Der Herrenalber Schweighof zu Ziegelhofen bei Malsch besaß in den Gemarkungen von Bietigheim und …tigheim die Weidgerechtigkeit. Immer wieder kam es darüber zwischen den genannten Dörfern und dem Kloster zu Streitigkeiten. Nach einem Urtheilbrief aus dem Jahr 1310 entschied der Speyerer Gerichtshof zwischen dem Kloster Herrenalb und den Dörfern …tigheim und Bietigheim, 'daß diese Dörfer das sogenannte Schwaigvieh1), welches das Kloster auf seinem Hofe zu Ziegelhofen habe, auf ihren gemeinen Feldern und Waiden, wo sie auch das ihrige hintreiben, ungehindert treiben und waiden lassen, dem Kloster für die bisherige Verhinderung daran 10 Mark Silber zur Entschädigung abtragen, und die Prozeßkosten bezahlen sollen'. Durch ein Mandat wird zum Dechant zu Durmersheim und den Pfarrern von …tigheim, Bietigheim und Malsch aufgegeben, 'die von …tigheim und Bietigheim zu ermahnen, obigem endgültigem Urteil bis Jakobi ein Genüge zu tun und das Kloster wegen der Prozeßkosten zu befriedigen bei Exkommunikation.'
Drei Jahre später schlichtete Rudolf III., der alte Markgraf von Baden, die Streitigkeiten zwischen dem Kloster und den beiden Gemeinden wegen der Waidgerechtigkeit des Hofes Ziegelhofen in den genannten Dörfergemarkungen, bestimmte die Grenzen dieser Berechtigung, wofür Ziegelhofen den Dörfern 2 Farren und 12 Widder zu leihen hatte, und versprach der Markgraf, die Mönche in diesem Recht zu schirmen.
Aus der leihweisen Überlassung von 12 Widdern ist zu ersehen, daß in Bietigheim seinerzeit auch eine Schäferei bestand, was auch ein Zinsbuch von 1511 ausweist. Um die Zehntkirche gruppiert bildeten der Herrenhof und die 13 Knechtsgüter des ehemals weißenburgischen Besitzes den Kern des späteren 'Unterdorfes'. Um 1150 wurde an Stelle der alten Zehntkirche eine neue Kirche errichtet, deren wehrhafter Turm bis heute friedliche und kriegerische Zeiten überdauert hat.
Das Kloster Herrenalb hatte 1271 die Mühle am Waidbach unterhalb des Dorfes und bald nachher einen ansehnlichen Hof erworben. Weil ihn das Kloster selbst bewirtschaftete, wurde er der 'große Münchshof' genannt. Mit den ihm zugehörigen Leibeigenhöfen war er die Keimzelle des nachmaligen 'Oberdorfes'. Der niedere Hof und der Hof des Vogtes Höflin gehörten ebenfalls zum Besitz des Klosters. Bei der zunehmenden Bevölkerung und Vermehrung des nötigen Viehstandes im 14. und 15. Jahrhundert nahmen die Auseinandersetzungen mit den Mönchen kein Ende. Nachricht über die Kirche erhalten wir erst wieder im Jahr 1338 durch einen Kauf, bei dem der Pfaffe Dietherich zu Butenkein als Bürge erwähnt ist.
Der Zehnte spielte in der Bietigheimer Pfarrgeschichte eine bedeutende Rolle. Er war ursprünglich die Abgabe an die Kirche zum Unterhalt des Gotteshauses und des Pfarrers. Im Verlauf der Jahrhunderte ist er jedoch teilweise oder ganz in weltliche Hände gekommen. Über den Erwerb und Verkauf des Zehnten sind mehrere Urkunden vorhanden. Der Edelknecht Künzel von Dürrmenz verkaufte 1381 an Kraft von Michelbach seinen Teil des Zehnten zu Bietigheim um 13 Pfund Straßburger Pfennige. 1431 erwarb Heinrich von Michelbach von Hermann Dettinger dessen Teil am Zehnten. Am 22. Mai 1389 urkunden €btissin und Convent zu Lichtental, daß von den Markgrafen von Baden zwei Seelenmessen in der Grabkapelle zu Lichtental und eine in dem Spitale zu Baden gestiftet und dem Kloster dafür das Dorf Bietigheim und der dabei gelegene obere Hof verpfändet worden, Markgraf Rudolf VII. aber das Pfand mit 940 Gulden eingelöst, das Kloster dagegen von nun an die Pfründen auszurichten habe. Aus dem Jahre 1465 stammt ein Kaufbrief über den von Adam von Großweier und Anna Hedlin, seiner Hausfrau, an die Marienkapelle zu Gernsbach veräußern halben Großzehnten und von 1472 eine Urkunde, wonach Kaspar und Melcher von Schauenburg den dritten Teil der Hälfte des großen Zehnten um 120 Gulden an das Capitel der Dechanei zu Kuppenheim abtreten. Vollmer aber und Batt von Schauenburg verkauften 1475 den halben Teil des großen Zehnten an den Dechant und das Capitel zu Rastatt um 300 Gulden, indem sie sich den Kirchensatz (Patronatsrecht) vorbehalten und weiterhin bedingten, daß die Käufer die Kirchenbaupflicht übernehmen und solchen Zehnten dem jeweiligen Pfarrer um 12 Gulden jährlich verleihen sollen. Ein wichtiger Vergleich über den Zehnten wurde zvvischen dem Pfarrer und dem Zehntherrn des markgräflichen Oberhofes, welches wahrscheinlich der ehevor stiftweißenburgische 'Herrenhof' war, im Jahr 1497 abgeschlossen, dahin gehend, 'daß dieser von allem Dem, was darin gehöre und zehntbar sei, dem Pfarrer den Zehnten geben, die markgräfliche Schäferei daselbst aber davon befreit sein solle, jedoch ohne Abbruch der Zehntgerechtigkeit des Pfarrers von den Schafen der Knechte auf gedachter Schäferei'. (Für den Jahreslohn durften die Schaflknechte einige Stücke auf der Weide mitlaufen lassen, welche sie im Spätjahr verkauften. Hiervon hatte die Pfarrei den Zehnten.) Einen beträchtlichen Schaden erlitt das Vermögen der Kirche gegen Ende des 16. Jahrhunderts, da dieselbe im Jahr 1590 ausgeraubt wurde. Vier Jahre später wurden der Kirchenornat und die Kirchenbedürfnisse neu aufgenommen und manches ergänzt.
Das 17. Jahrhundert bringt uns einen Vergleich von 1629 zwischen dem Markgrafen Wilhelm von Baden und dem Grafen Hanns Jakob von Eberstein über den der geistlichen Verwaltung gehörigen halben Zehnten, wie über Baukosten der Kirche und des Pfarrhauses. Auch wurde damals wieder ein neues Verzeichnis der Pfarrgefälle aufgestellt. Das Ruralcapitel Gernsbach bekennt im Jahre 1671, daß es mit dem Grafen von Eberstein nicht nur das Langwerk der Kirche, sondern auch das Pfarrhaus zu bauen schuldig sei, nachdem vorher verschiedene gerichtliche Austräge versucht worden waren. Der Zehnte bestand im Jahre 1714 aus 23 Maltern Korn, 6 Maltern Gerste, 6 Maltern Hafer und 6 Maltern Türkischkorn. Unter dem Pfarrer, späteren Dekan und Kammerer Frz. Xaver Wiech waren die Pfarreien Durmersheim und Bietigheim längere Zeit vereinigt. Markgraf Philipp von Baden hatte den Aufstand des 'Armen Konrad' zu Bühl rasch niedergeschlagen. In den übrigen Gemeinden waren die Bauern ruhig geblieben. Sie wurden vom Markgrafen aufgefordert, ihre Beschwerden in schriftlicher Form über ihre Gemeinden vorzutragen. Nach Begutachtung durch die zuständigen Amtleute erging 1516 eine markgräfliche Entscheidung. Sie kam unter Wahrung des herrschaftlichen Standpunktes im Ganzen den bäuerlichen Forderungen im einzelnen entgegen. Die Bietigheimer beklagten sich über den markgräflichen Schäfer. Er solle den ihm vom Amtmann zugeteilten Kirchacker (heute Schafäcker) von 3 Juch einzäunen.
Weil er verbotenerweise mit seinen Schafen in die Stupfelweide der armen Leute gefahren war, wurde er vom Bürgermeister zur Rede gestellt. Er meinte, die Schafe gehören dem gnädigen Herrn und hätten überall Weidrecht. 'Ferner sind wir Armen beschwert der Todtfälle halber. So einem armen sein Ehegemahl stirbt, dann wird der Todtfall zum strengsten geschätzt, den wollen dann die Amtleute ohne Mitleid von uns armen haben und ohne Rücksicht, ob etwa kleine Kinder verlassen sind in großer Armut. ' Zu wenig sahen die Bauern ihre Felder, Gärten, Rebstücke und ihr Geflügel vor dem Wild geschützt. Während es früher freigestanden war, kleine Hunde zur Abwehr des Wilds zu halten, sahen sich einige Dörfer jetzt durch fürstliches Verbot jeder Möglichkeit eigener Abhilfe beraubt.
Während der Bauernunruhen hatte auch die Lehre Luthers Anhänger in der badischen Markgrafschaft gefunden. Fast jeder Regierungswechsel hatte eine €nderung der Religionszugehörigkeit zur Folge. Innerhalb eines Jahrhunderts mußte die Bietigheimer Bevölkerung achtmal ihren Glauben wechseln. Nach dem Abzug der Schweden (1634) blieb die Markgrafschaft endgültig katholisch.
An Stelle der um 1150 errichteten Kirche vollendete Baumeister Rohrer, jun. 600 Jahre später eine neue Kirche. Der alte Turm blieb erhalten, wurde aber nur notdürftig repariert, weil niemand baupflichtig sein wollte. Diese Sparsamkeit rächte sich sehr bald; denn 1780 brach der Glockenstuhl auseinander, und die Glocke fiel herab. Ein halbes Jahr später fiel die Glocke abermals herab, blieb aber glücklicherweise unbeschädigt. Nun ging man schleunigst daran, den Turm instand zu setzen, vernachlässigte aber dabei das Turmdach. Es mußte daher 1792 abgenommen werden und wurde von Zimmermann Anton Müller aus Kuppenheim durch den charakteristischen eingeknickten Turmhelm ersetzt. Infolge stetiger Zunahme der Bevölkerung war die Kirche um die Jahrhundertwende zu klein geworden. Mit einem Gesuch um einen Neubau der Kirche fand man 1805 bei der Katholischen Kirchenkommission keine Resonanz. Am 6. Mai 1837 trug die Gemeinde ihr Anliegen dem Oberamt Rastatt vor; die Kirche sei viel zu klein und fasse kaum ein Drittel der Kirchenbesucher. Bezirksbaumeister Weinbrenner bestätigte diese Angaben und gab auch Vorschläge für einen Neubau, der nach Auffassung des Pfarramtes auf einen zentraler gelegenen Platz kommen müßte. 1839 stellte die Gemeinde einen Platz zwischen Ober- und Unterdorf zur Verfügung. Der Verwalter des St. Jakobsfonds, der einen Teil der Baupflicht zu tragen hatte, bestritt aber sehr energisch den vorgebrachten Grund der Raumenge; die 'alte sehr gut gebaute Kirche' sei groß genug, um 'diejenigen, die beten wollten, zu fassen'. Gegen eine derartige Anschauung legte die Gemeinde aber lebhafte Vewahrung ein. 'Wir müssen es als eine persönliche Beleidigung ansehen, daß die St. Jakobsverwaltung zu sagen beliebt: >Für Leute, welche beten wollen ...<, als wenn die Leute nicht des Betens wegen in die Kirche gingen und deswegen zu Hause bleiben könnten. Wenn es jetzt so weit käme, daß man keine Kirche und keine Religion mehr notwendig hätte, so würde sicherlich der Zehnt von selbst aufhören.
Die Kreisregierung erkannte die Notwendigkeit eines den Bedürfnissen genügenden Neubaues an und ordnete die entsprechende Vorbereitung an. Der von der Bezirksbauinspektion (Mors) ausgearbeitete Entwurf einer dreischiffigen, aus Quadern erbauten Kirche fand volle Zustimmung der Gemeinde und des Pfarrers. Bis zur Ausführung sollten aber nochmals zwei Jahrzehnte verstreichen. Die Gegend um Rastatt war in allen kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem benachbarten Frankreich ständiges Aufnarschgebiet und hatte am stärksten unter den politischen und militärischen Verhältnissen zu leiden. Da waren, beginnend mit dem 30jährigen Krieg, die Koalitionskriege, die sich wie die Glieder einer Kette aneinanderreihten. Danach erholte sich die Bevölkerung einigermaßen in einer 60jährigen Ruheperiode. Aber 1796 'fielen die französischen Truppen wie Schwärme hungriger Wölfe auf die deutsche Bevölkerung des Rheintals. Die Contributionen und Requisitionen waren furchtbar. Die Soldaten mißhandelten das Land aufs äußerste, ich erröte, ein Heer zu führen, welches sich in so unwürdiger Weise beträgt ... ' schreibt der französische General Jourdan. Nach der Gründung des Rheinbundes durch Napoleon kämpften badische Soldaten in Preußen, Spanien und Tirol. (Baden hatte zur Rheinbundarmee 8000 Mann zu stellen.) Um dem Militärdienst zu entgehen, verließen viele junge Burschen ihre Heimat. Die Kriegslasten wirkten sich verhängnisvoll auf die Finanzlage der Gemeinden aus. Zu diesen politischen und kriegerischen Nöten gesellten sich wirtschaftliche Notstände. Die wachsende Bevölkerung bewirkte eine zunehmende Parzellierung des Landbesitzes, so daß mancher Kleinlandwirt seine Familie kaum noch ernähren konnte. Sechs Einzelpersonen und'Bietigheimer Familien, die sich beim besten Willen nicht mehr durchbringen konnten, folgten 1808/1809 den verlockenden Angeboten des russischen und fanden in Rastatt und Speyer zwischen Beresan und Bug in Südrußland eine neue Heimat.
Die gespannte wirtschaftliche und politische Lage nach den Befreiungskriegen, die Mißemte und Wirtschaftsnot der Jahre 1846/1847 und die gescheiterte Revolution 1848/49 führten zu einer Massenauswanderung nach Nordamerika, an der 80 Personen aus unserer Gemeinde in den Jahren 1850-1880 beteiligt waren. 40 Bürger folgten ihnen im nächsten Jahrzehnt. Diese wiederum ermöglichten 72 Männern und 53 Frauen in den Notjahren 1923-1934 die Auswanderung nach Amerika. Ihre Hilfsbereitschaft in den Hungerjahren nach dem Zweiten Weltkrieg ist in dankbarer Erinnerung. Im Lexikon vom Großherzogtum Baden ist Bietigheim 1815 folgendermaßen beschrieben: Pfarrdorf mit 151 größtenteils wohlgebauten Häusern, 145 Bürgern und 850 Seelen. Der Ort besitzt eine ausgedehnte Gemarkung, baut alle Arten von Halmfrüchten, besonders Korn und Gerste. Unter den Sommerpflanzen ist sowohl der Menge als Güte nach der Hanf vorzüglich, aus dessen Verkauf die Einwohner hauptsächlich ihre Bedürfnisse zu bestreiten suchen. Die Beschreibung im Universal Lexikon 1846 lautet: Bietigheim hat in 301 Familien und 192 Häusern 3 evanglische und 1479 katholische Einwohner, welche Feld- und Wiesenbau treiben, jedoch mehrentheils arm sind. Handel wird nur mit Kartoffeln nach den benachbarten Märkten getrieben. Die Federbach, welche hier vorbeifließt, enthält ziemlich viele Fische; der sogenannte Woog, welcher ungefähr 100 Schritte vom Dorfe an den Wiesen liegt, ist ebenfalls fischreich. Es sind hier 5 Wein- und 2 Bierwirtschaften.
Nach einer Exkursion schreibt J. Naeher in seinem schon erwähnten Buch 1884: 'Ein Wohlstand ist in den oberen Harddörfern jetzt freilich nicht mehr vorhanden, wenigstens nicht so, wie derselbe im Mittelalter gewesen sein mag, als auf dem Rheine noch zu berg und zu thal die Kaufmannsgüter verschickt wurden. Jetzt hat sich die Bevölkerung auf den Kienholzhandel, Hoppele-(Forlenzapfen-)Verkauf, hin und wieder auf Forstfrevel, selbst Wilddieberei, auf die Froschjägerei (Handel mit Froschschenkeln) und derartige erlaubte und nicht erlaubte Kleingewerbe verlegt. Die Rheinstraße (B 36) ist zwar mit Fuhrwerken noch belebt, und zur Zeit der Kartoffelernte und für Kohlentransporte fließt fremdes Geld hierher. Auch in den Fabriken von Karlsruhe und Mühlburg finden die Hardbewohner Verdienst, und wenn in der Residenz eine größere Bauthätigkeit herrscht, haben auch nicht wenige Bewohner der Harddörfer dort Beschäftigung. Im allgemeinen aber ist die obere Hard, wie auch die untere, etwas verödet und ausgestorben, sie macht den Eindruck, als ob der Wohlstand gesunken und die Bevölkerung finanziell und sittlich im Rückgange begriffen sei.'
Zu eben dieser Zeit trug man sich mit dem Gedanken, die Hardtgemeinden durch eine Kleinbahn mit der Landeshauptstadt und der Festung Rastatt zu verbinden. Nach langwierigen und mehrjährigen Verhandlungen über die Abtretung des hierzu notwendigen Geländes konnte mit den Gemeinden Bietigheim und …tigheim keine Einigung erzielt werden. Die Lokalbahn wurde deshalb nur bis Durmersheim gebaut und am l. Oktober 1890 feierlich eröffnet. Durch den Bau der strategischen Bahn erhielt Bietigheim 5 Jahre später doch noch Anschluß an die Eisenbahn. Als der badische Staat vor dem Ersten Weltkrieg nach einem geeigneten Gelände für eine neue Irrenanstalt suchte, wurde schließlich der Bereich zwischen Muggensturm und der Bundesstraße ausgewählt. Dort sollte eine Stadt für 3000 Bewohner mit zahlreichen Einzelgebäuden entstehen.
Am 1. August 1914 wollte man mit dem Bau beginnen, da kam der Weltkrieg und vereitelte den Plan. An Stelle einer Nervenheilanstalt entstanden auf dem Domänengelände eine Anzahl Fliegerhallen am südlichen Ende des geplanten Flugplatzes. Noch im Rohbau verfielen sie nach Beendigung des Krieges der Spitzhacke, weil sie in der entmilitarisierten Zone lagen.
Ein offenbar als Reparaturwerkstatt gedachtes Gebäude aber blieb über drei Jahrzehnte vereinsamt stehen und wurde nach 1945 Angelpunkt zu weiteren Experimentierversuchen. Zunächst war es die Orag, die im eigenen Interesse und im Auftrag der französischen Truppe und der Zivilverwaltung Baracken und Lagerhallen errichtete. Aus der Orag war die AHG hervorgegangen; und Veritas Rennmotore sollten von hier aus ihren Siegeszug antreten. Nachdem die Veritashoffnung pleite gegangen war, sind 1951 im Auftrag französischer Dienst- stellen weitere Hallen gebaut worden. Die Gemeinde rechnete mit neuen Arbeitsplätzen und mit der Erschließung einer neuen Einnahmequelle. Doch im November 1960 erwarb der 'Bund' das 5.64 ha große Domänengelände einschließlich Hallen als Eigentum und machte allen Spekulationen ein Ende.
Bietigheim war bis zum Zweiten Weltkrieg ein von bäuerlichen Menschen geformtes Dorf. Zwischen den beiden Weltkriegen war die Bevölkerung durch die Auswirkungen der Reparationen und der Inflation gezwungen, ihren Grund und Boden intensiv zu bewirtschaften, um überhaupt existieren zu können. In vielen Fällen aber genügte der Grundbesitz nicht mehr, das Auskommen der Familie zu sichern. Durch das Recht der Realteilung war der Besitz des Einzelnen zu sehr zusammengeschrumpft und die Gemarkungsfläche zu sehr parzelliert. Der Kleinbauer selbst oder ein anderes Familienmitglied mußte in der Industrie dazuverdienen, um den landwirtschaftlichen Zwergbetrieb zu stützen. Die Bauern verlegten sich auf den Anbau von Sonderkulturen und verbesserten dadurch ihre Erwerbslage. So wurde auch, angeregt durch das Tabakforschungsinstitut in Forchheim, 1937 ein Tabakbauverein gegründet und ein beheizter Tabaktrockenschuppen gebaut. Die Tabakbauern erzeugten während des Zweiten Weltkneges und in den Nachkriegsjahren gewissermaßen als Nebenprodukt den vielbegehrten 'Dachreiter' als Tausch- und Handelsware. Der Tabakbau florierte auch nach dem Kriege. Im Herbst 1948 brannte der Tabaktrockenschuppen ab. Ein Neubau 1951 auf den Stöckwiesen gab noch einmal Auftrieb zum vermehrten Anbau von heißluftgetrocknetem Virgin. Dort nach wenigen Jahren erlahmte das Interesse. 1960 wurde der Trockenschuppen verkauft. Er wechselte seither mehrmals seinen Besitzer und wurde ebenso oft umgebaut. Bereits 1951 hatten sich 25 Landwirte zum Anbau von Spargel entschlossen. Im Mai 1954 wurden auf einer Anbaufläche von 8 ha die ersten Spargel gestochen. Die Bemühungen einzelner Pflanzer um eine örtliche Sammelstelle hatten keinen Erfolg; denn die anfallende Ernte wird von Händlern aufgekauft und findet auch unter den Dorfbewohnern genug Liebhaber.
Um die immer weiter um sich greifende Verbrachung aufzuhalten, entschloß man sich Ende der fünfziger Jahre im behördlichen Aussiedlungsverfahren auf einem 65 ha großen Allmendgelände der Gemarkung vier Aussiedlerhöfe zu errichten. Doch die Hoffnung, der eine oder andere ortsansässige Landwirt würde im außerbehördlichen Verfahren aussiedlen, erfüllte sich nicht. Eine Besserung könnte nur die derzeit vom Flurbereinigungsamt angestrebte Flurbereinigung bringen. Eine Einheit der Wehrmacht hatte am 11. April 1945 vor ihrem Abzug die 1908 erbaute Volksschule in die Luft gesprengt und die benachbarte Kirche stark in Mitleidenschaft gezogen. Nach unvorstellbaren Schulverhältnissen in den Jahren danach konnte die Gemeinde die mit Unterstützung des Landes errichtete neue Schule am achten Jahrestag der Schulzerstörung einweihen. Nach Erstellung des neuen Schulgebäudes war die Schülerzahl auf 375 abgesunken. Im Verlauf von knapp 20 Jahren stieg sie auf 700 an. Der Schulraum war wieder bedrohlich knapp geworden. Auf der Höhe des Baubooms versagte die OFD-Freiburg einem Erweiterungsbau ihre Zustimmung und erklärte sich lediglich mit dem Anbau einer Turnhalle einverstanden, nachdem das baufällige Schulhaus aus dem Jahr 1845 abgerissen war. Seit dem Bau der Hauptschule 1970/72 werden an der bisherigen Schule nur die Grundschüler unterrichtet. Auch die 'Kinderschule' war zu klein geworden. Ein Erweiterungsbau konnte den Raummangel nur vorübergehend beheben. Der Bau eines modernen Kindergartens war unumgänglich geworden.
Der sportlichen Betätigung dienen die Sportanlagen in der 'Hühnerlache': ein reguläres Spielfeld und ein Hartplatz des SV 'Germania', ein Sportplatz und 4 Tennisfelder des Turn- und Sportvereins und die Schießanlage des Schützenvereins. Abseits in der alten Kiesgrube besitzt der 'Frisch-Auf' seinen Handballplatz.
Geplant ist ein Naherholungszentrum am 'Schertlesee'. Aber erst wenn geklärt ist, wohin das anfallende Oberflächen- und Schmutzwasser abgeleitet wird, kann an eine Verwirklichung dieses Projekts gedacht werden.
Die fortschreitende Industrialisierung hat zu einem tiefgreifenden Wandel in der Struktur unseres Dorfes geführt. Nicht mehr die Bewirtschaftung der Feldmark bildet die Existenzgrundlage unserer Bevölkerung, sondern die Arbeit im Industriegebiet. Trotz intensiver Bemühungen gelang es 1948 nicht, eine aus dem Sudetenland stammende Weberei seßhaft zu machen. Lediglich eine Baufirma, ein Kieswerk und eine Zweigstelle des Desco Werkes bieten einer größeren Anzahl einheimischer Erwerbstätiger Beschäftigung. 350 Einpendlern stehen 1700 Auspendler gegenüber. Letztere sind hauptsächlich in den verkehrsgünstig gelegenene Städten Rastatt, Gaggenau und Karlsruhe beschäftigt. Bietigheim ist zu einer Arbeiterwohngemeinde geworden. Durch weitgehendes Verständnis der Grundeigentümer, rechtzeitiges Tätigwerden der öffentlichen Hand und des Kapitalmark tes konnte die Wohnungsnot weitgehend gelindert und die Eigentumsbildung gefördert werden. Insgesamt sind bis zum Jahr 1965 342 Bauplätze erschlossen werden.
Die Planung zur Verlegung der L 76 a und Überführung von B 36 und Eisenbahn verursachte einen jahrlangen Baustopp. Erst 1974 konnten wieder 168 Bauplätze bereitgestellt werden. Mit dem Wohnungsbau ging ein Um- und Ausbau von Altwohnungen und …konomiegebäuden einher. Diesem Bedürfnis nach Wohnkomfort kam die zentrale Wasserversorgung, Kanalisation mit Kläranlage und Ausbau und Befestigung der Ortsstraßen entgegen. Hierbei hat sich das äußere Gesicht der Wohngemeinde sehr zu seinem Vorteil gewandelt. Alljährlicher Höhepunkt im Dorfgeschehen ist das Volksfest, das von den Vereinen und Verbänden am ersten Sonntag im August veranstaltet wird. Der tradi- tionelle Festzug zieht Tausende von Zuschauern in seinen Bann. Aus nah und fern strömen die Besucher herbei. Unser Namensvetter im Schwabenland, die Große Kreisstadt Bietigheim an der Enz, schickt jedes Jahr eine Abordnung mit einem originellen Festwagen.
Zahlreiche 'Amerikaner' legen ihren Heimatbesuch auf diese festlichen Tage in der angestammten Heimat.
Quellenangabe: Sauer: Die kirchl. Kunst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Diözesenarchiv, Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. Dr. K. Stumpp: Die deutsche Auswanderung nach Rußland 1763-1862. Gemeindearchiv und Gemeindeanzeiger von Bietigheim.
Ergänzung der Ortschronik von Hermann Hettel, bezogen auf die wesentlichsten Ereignisse ab dem Jahre 1974 von Hauptamtsleiter Manfred Bertsch
Die Hardtgemeinde Bietigheim, im Einzugsbereich der Städte Karlsruhe und Rastatt, entwickelte sich trotz fortschreitender Industrialisierung und dem damit verbundenen Strukturwandel immer mehr zur Wohngemeinde. Die Hauptarbeitsplätze der Bietigheimer Bürger liegen in Karlsruhe, Rastatt sowie in den Daimler Chrysler-Werken Gaggenau, Rastatt und Wörth/Pfalz. Mit dem Rückgang der Landwirtschaft Anfang/Mitte der 70er Jahre wurden die gemeindeeigenen Gewanne 'Alt- und Neubruch' mit ca. 80 ha, welche in den letzten Jahrhunderten als Wiesengelände genutzt wurden, mit Pappeln aufgeforstet. Die Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen erfolgte fast ausschließlich durch die Ende der 50er Jahre neu angesiedelten Aussiedlerhöfe sowie einige Landwirte im Ort. Die Gemeinde Bietigheim hat 1980/81 bzw. 1985/86 im Gewerbegebiet '' rund 6 Hektar Gewerbegelände erschlossen. In Ergänzung für größere Gewerbe- und Industrieansiedlungen wurde in den Jahren 1984/85 ein Gelände von rund 17 Hektar im Gewerbegebiet 'Obere Hardt' erschlossen. In diesem neuen Gewerbegebiet haben sich bereits viele Betriebe niedergelassen. Auch auf dem Wohngebietssektor hat sich in den letzten Jahren einiges getan. So wurdeLanggewann 1983/84 das Wohnbaugebiet 'Außen am …tigheimer Weg II. BA' mit rund 130 Bauplätzen erschlossen. Dieses Neubaugebiet ist heute größtenteils bebaut.
Die Gemeinde Bietigheim hat in den zurückliegenden Jahrzehnten auch einiges zur Infrastrukturverbesserung getan. So wurde in den Jahren 1977/78 eine neue Mehrzweckhalle mit Nebenräumen und einer Gaststätte errichtet. Bedingt durch die vermehrte Freizeit der Bürger nehmen die sportlichen Aktivitäten einen größeren Raum ein. So ist diese neugebaute Sporthalle von den örtlichen Vereinen voll ausgelastet.
Im Jahre 1983 wurde auf dem Sportgelände des SV Germania eine neue Tartan-Kampfbahn Typ B gebaut. Mit dieser Leichtathletikbahn wollte die Gemeinde einen Beitrag für Freizeit- und Schulsport leisten.
Der Handballverein 'Frisch Auf 1970' wurde im Jahre 1986 von der alten Kiesgrube ins Sport.
In den Jahren 1982/83 hat die Gemeinde Bietigheim das im Jahre 1912 im Jugendstil erbaute Rathaus umgebaut. Das Gebäude zeigt sich als Schmuckstück der Gemeinde. Fast parallel zum Rathausumbau erfolgte die Neugestaltung des Kirchplatzes mit einer Überdachung des Vorplatzes der Grundschule.
Eine der bedeutendsten Entscheidungen der letzten Jahre war die Neuorientierung der Bietigheimer Wasserversorgung für die nächsten Generationen. Im Jahre 1987 wurde die Gemeinde Bietigheim an die Wasserversorgung der Stadtwerke Karlsruhe angeschlossen. Die Stadtwerke Karlsruhe fördern ihr Wasser auf Gemarkung Elchesheim-lllingen aus dem Rheinwaldwasserwerk. Der Einzugsbereich des Wasserwerks Rheinwald erstreckt sich jedoch im wesentlichen auf die Gemarkung der Gemeinde Bietigheim.
Im Abwasserbereich hat sich die Gemeinde Bietigheim mit den Verbandsgemeinden Elchesheim-lllingen, Au am Rhein und Durmersheim zu einem Abwasserverband zusammengeschlossen und auf Gemarkung Au am Rhein eine gemeinsame Kläranlage gebaut. Seit 1983 wird das Abwasser der Gemeinde Bietigheim durch eine Freispiegelleitung mit Zwischenpumpwerken zur Verbandskläranlage nach Au am Rhein gefördert. Als Vorausleistung für die Erschließung des Gewerbegebietes 'Obere Hardt' wurde 1979/80 eine 1,2 km lange Abwasserdruckleitung zur Ortskanalisation im Wohnbaugebiet 'Außen am …tigheimer Weg' gebaut, die in einen ca. 10 m tiefen Abwassersammler mündet.
In den Jahren 1986/87 wurde als weitere Großmaßnahme der sogenannte 'Abwasserumgehungssammler Süd' von der ehemaligen Kiesgrube am Schlangenrain zur alten Kläranlage im Gewann 'Brühlwiese' gebaut. Über diesen Abwasser-umgehungssammler (Druckleitung) werden die Neubaugebiete 'Außen am …tigheimer Weg I + Il', das Gewerbegebiet 'Obere Hardt' und das Neubaugebiet 'Am Schlangenrain' entsorgt. Im Zuge dieser Abwasserbaumaßnahme wurde auch der Schmiedbach, welcher die Ortsgrenze im Süden und Westen bildet, auf einer Teilstrecke von rund 430 m saniert und naturnah ausgebaut. Bei dieser Maßnahme wurden zwei Brücken über den Schmiedbach erneuert sowie eine in den 30er Jahren dieses Jahrhunderts gebaute Verdolung des Schmiedbachs beseitigt.
Im Februar 1990 wurde ein neues Feuerwehrhaus für 2,2 Mio DM zwischen der Rheinstraße und der K 3737 eingeweiht.
Die Gemeinde Bietigheim feierte im Jahre 1991 das 1000-jährige Jubiläum. Es wurden zahlreiche kulturelle, sportliche und auch unterhaltsame und vergnügliche Veranstaltungen im Jubiläumsjahr durchgeführt, wie z.B. beim traditionellen Volksfest ein historischer Festumzug, der sehr große Resonanz fand.
In den Jahren zwischen 1991 und 1994 wurde in einer Bündelungsmaßnahme eine umfangreiche Kanalsanierung realisiert, wobei man 6300 m Kanalisation und 940 m Wasserversorgung erneuerte und größer dimensionierte. Bei dieser Bündelungsmaßnahme, zusammen mit dem Badenwerk und der Telekom, wurde im gesamten Ort flächendeckend ein Gasversorgungsnetz installiert. Es wurden Breitbandkabel verlegt, die Straßenbeleuchtung erneuert und das Niederspannungsnetz verkabelt.
Anläßlich dieser Bündelungsmaßnahme wurden Teile der Alten Rathausstraße mit dem Platz um die alte Kirche, die Bahnhofstraße, die Malscher Straße zwischen der B 36 und der Kirchstraße, die Sofienstraße, die Kreuzstraße zwischen der Sofien- und Malscher Straße sowie die Beethoven- und Schubertstraße neu gestaltet und verkehrsberuhigt. In den Straßen wurden Pflanzbeete mit Bäumen und Sträuchern angelegt. Im Zuge der Neugestaltung der Beethoven- und Schubertstraße wurde auch der zwischen diesen beiden Straßen liegende Spielplatz erneuert.
Die Gestaltungsmaßnahme um die alte Kirche schloß mit der Vollendung der Innenrenovation der alten Kirche, die 1981 mit der Erneuerung des Daches begonnen hatte, im Jahre 1993 ab. Auf der Südseite des Friedhofs erfolgte im Jahre 1990 der Umbau der vorhandenen kleinen Gerätehütte zu einem größeren Gebäude, um die für den Friedhof notwendigen Gerätschaften unterzubringen. Durch die Neuanlegung des Feldes 9 im Jahre 1993 vergrößerte man den Bietigheimer Friedhof um 1/3 von rund 1 Hektar auf 1,5 Hektar.
Zwischen den Jahren 1994 und 1996 wurde das alte Feuerwehrhaus zum Domizil des DRK-Ortsvereins umgebaut und im April 1996 seiner Bestimmung übergeben.
In den Jahren 1994/95 wurde die alte Kiesgrube 'Am Schlangenrain' als Wohngebiet erschlossen zur Schaffung von günstigem Baugelände für Familien mit Kindern. Bereits nach einem Jahr, Mitte 1996, war mehr als die Hälfte dieses Wohngebiets bebaut, woran man erkennen konnte, daß ein dringender Bedarf vorhanden war. Die Gemeinde konnte hier sozialverantwortlich Baugelände vergeben, da über 90 % des Baugeländes Gemeindeeigentum war, aufgrund einer Schenkung von Herrn Willi Schertle, dem früheren Betreiber des Bietigheimer Kieswerks. Als Anerkennung dieser sowie anderer großzügiger Unterstützungen durch den Kieswerkbesitzer erhielt die Ringstraße im Neubaugebiet 'Am Schlangenrain' den Namen 'Willi-Schertle-Ring'.
Am 29. Mai 1994 erfolgte die Inbetriebnahme der S-Bahn auf der Trasse der Deutschen Bahn AG, was zur Verbesserung des schienengebundenen öffentliche Personennahverkehrs beitrug. Damit erfolgte der Anschluß der Gemeinden zwischen Karlsruhe und Baden-Baden an das Stadtbahnnetz der Stadt Karlsruhe.
Im März 1996 stimmte der Gemeinderat der Veräußerung des Geländes des alten Wasserwerks neben der Haupt- und Werkrealschule zur Errichtung eines Seniorenzentrums zu.
Mit dem Bau des Seniorenzentrums wurde Anfang 1997 begonnen. Die ersten Senioren zogen am 1. 7. 1999 in das von der Betreibergesellschaft 'Haus Edelberg-Zankoff-Klinik-Betriebs mbH' betriebene Seniorenzentrum ein.
In den Jahren 1997 und 1998 hat die Gemeinde Bietigheim im Bereich der Rheinstraße ein Regenüberlaufbecken für rd. 4,1 Mio DM errichtet. Mit dieser Maßnahme wurde ein weiterer Beitrag zum aktiven Umweltschutz geleistet. Die gesetzlichen Vorgaben der Eigenkontrollverordnung des Landes Baden-Württemberg sind nahezu erfüllt. Fast 90 % des in Bietigheim anfallenden Regenwassers sind vor ihrer Ableitung in den Vorfluter Schmiedbach gereinigt.
Am 2. Weihnachtsfeiertag, dem 26.12.1999, wütete der Orkan "Lothar" auch im Bietigheimer Hardt- und Dammwald. Über 200 Hektar Wald wurden durch den Orkan zerstört. Der Schaden für die ca. 50.000 Festmeter Sturmholz, welcher der Gemeinde Bietigheim durch den Orkan entstanden ist, liegt bei über 3 Mio. DM.
Im März des Jahres 2000 wurde mit dem Bau des Zentrallagers der Fa. LIDL im Gewerbegebiet "Obere Hardt" südlich der K 3737 begonnen. Auf einer Fläche von ca. 90.000 m2 wird das Zentrallager errichtet. Es werden über 200 Arbeitsplätze geschaffen. Im November 2000 geht das Zentrallager in Betrieb.
Auf dem Gelände des Festplatzes wurde zwischen Anfang Mai und Ende Juni 2000 eine Festplatzüberdachung für rd. 1,3 Mio. DM zur Durchführung des Volksfestes und größerer Jubiläumsfeste sowie sonstiger Veranstaltungen errichtet. In dieser Festhalle ist auch ein kleiner Raum für die Durchführung kleinerer Feste mit ca. 200 m2 integriert. Das erste Fest in dieser Festhalle veranstaltete der Gesangverein "Frohsinn" anlässlich seines 100-jährigen Bestehens vom 01. bis 03. Juli 2000.
Seit dem Jahre 1978 gibt es alle 2 Jahre das sogenannte "Bietjer Dorffest". Dieses Gemeinschaftsfest, an welchem in der Regel ca. 30 Vereine und Institutionen mit einzelnen Ständen und einem Großangebot kulinarischer Genüsse beteiligt sind, stellt jedoch keine Konkurrenz zu dem seit 1949 alljährlich veranstalteten Volks- und Heimatfest dar. Diese beiden Feste sind immer wieder ein Treffpunkt für ausgewanderte oder ehemalige Bietigheimer Bürger.