Das Kreuz im Gemeindewappen von Bietigheim

In der langen Reihe der bisher vorgestellten Kreuze, die sich auf der Gemarkung von Bietigheim befinden, sollte zum Abschluss auch das Ortswappen nicht vergessen werden. Eine genauere Betrachtung bringt folgende Merkmale zutage: Es ist in den badischen Farben gelb und rot gehalten. Prägend fällt das an seinen vier Enden gespreizte Kreuz auf. Diese Form wird in der Wissenschaft der Wappenkunde (Heraldik) als Mühleisenkreuz bezeichnet. Das Mühleisen ist ursprünglich so konstruiert, dass seine gespreizten Enden abgebogen sind und in einen Mühlstein greifen. Auf diese Weise wird die Drehkraft des Eisens auf den Stein übertragen. Seine Grundform basiert auf dem sogenannten griechischen Kreuz. Das bedeutet, dass alle vier Arme die gleiche Länge haben. In der Mitte des Wappens ist der bekannte badische Herz-Schild eingefügt. Für sich alleine stehend wäre dies das Wappen von Karlsruhe-Durlach.

Gesichtet an der Tür eines Bauwagens von Eric Bertsch, im Gewann Kalbert

Die Darstellung mit dem roten badischen Schrägbalken auf dem Mittelschild hat tiefe Wurzeln in der Gründung der Markgrafschaft Baden-Baden und Baden-Durlach im Jahre 1535. Erst etwa 200 Jahre später gingen beide Gebiete wieder in der Markgrafschaft Baden auf. Es ist noch ein Siegel der Gemeinde Bietigheim aus dem Jahre 1610 erhalten, das bereits sowohl das Mühleisenkreuz wie das Wappen mit dem Schrägbalken in sich vereint. Im Jahr 1904 wurde vom Gemeinderat beschlossen, künftig dieses Wappen als Gemeindewappen zu führen. Es war bereits im Jahr 1900 vom General-landesarchiv in Karlsruhe entworfen worden. Auch das offizielle Dienstsiegel der Rathausverwaltung enthält dieses Wappenbild.

An der Terrassentür (Außenseite) von Volker Gerstner, Schmiedbachstraße

Hier ist noch zusätzlich "GEMEINDE BIETIGHEIM" als umlaufende Schrift eingearbeitet. Die Frage, weshalb im Ortswappen von Bietigheim ein Mühleisenkreuz enthalten ist, wird in der Fachliteratur spekulativ beantwortet. Man vermutet, dass das Kreuz "vermutlich das Dorfzeichen" ist und sich auf den "Titel der Pfarrkirche (Kreuzerhebung)" beziehen könnte. Weiterhin wird dort erwähnt, dass im 19. Jahrhundert zunächst ein "fünfstrahliger Stern (wohl als bloßes Ornament) als Siegelbild verwendet worden war" (1).

Ebenfalls an der Terrassentüre (Innenseite) von „Gaschi“, Schmiedbachstraße

In einem weiteren Fachbuch wird erwähnt, dass der "fünfstrahlige Stern im Perlenkranz später durch einen sechsstrahligen Stern ohne Hinweis auf die Staatsangehörigkeit abgelöst" wurde (2). Weitere Informationen zum Ortswappen und den Siegeln finden sich auf den Seiten 66 und 67 in dem 1991 von der Gemeinde Bietigheim herausgegebenen Buch "1000 Jahre Bietigheim". Hier werden in einem Artikel von Jürgen Hammer, Bergstraße, auch die alten Ortssiegel genauer erklärt. Auf der Internetseite https://www.heraldik-wiki.de/wiki/Mühleisenkreuz findet sich auch das Bietigheimer Gemeindewappen.

Im Garten von Frau Dürrschnabel, Breite Straße, aufgearbeitet auf einem Baumstamm

Text und Bilder: Hermann Schmitt Q.:(1) Die Kreis- und Gemeindewappen im Regierungsbezirk Karlsruhe, Konrad Theis Verlag, Stuttg., 1990; (2) K. Stadler Deutsche Wappen Bundesrepublik Deutschland, Bd.8, Angelsachsen-Verlag, Bremen 1971